Leitbild des DVET
Selbstverständnis des Equality-Tanzsports im DVET
1 Einführung
Bereits seit der 80er Jahren wurden vermehrt Tanzabende und Tanzangebote aus und für die schwullesbische Community angeboten. Aber erst 1995 wurde erstmals in Europa ein Turnier für Equality Tanzsport bei den EuroGames in Frankfurt veranstaltet. Seitdem hat sich die Turnierform in den angesprochenen Kreisen etabliert: Spezifische Trainingsangebote wurden entwickelt und immer mehr Veranstalter bieten jährlich ein Turnier an. Das bisher größte Tanzturnier auf deutschem und europäischem Boden fand im Rahmen der GayGames 2010 in Köln mit mehr als 520 TeilnehmerInnen statt. Der Equality Tanzsport hat in den Jahren eine Entwicklung in Richtung stärkere sportliche Qualität, Ehrgeiz und Professionalität verzeichnet. Diese grundsätzlich positive Entwicklung ist allerdings auch mit vielen Seiteneffekten verbunden, die nicht von allen als positiv empfunden werden:
- Die Turniere werden kleiner weil der „Nachwuchs“ fehlt, viele sportlich „schwächere“ Paare haben keine Lust mehr, in der stärkeren Konkurrenzsituation anzutreten.
- Viele Paare passen sich in Figuren, Gestik und Kleidung an DTV-Erscheinungsbilder an.
- Immer weniger Paare tanzen einen Rollentausch. Einige Paare fühlen sich nicht mehr heimisch.
- Das Publikum wird dünner, weil der Spaß-/Szenefaktor verloren geht.
Mit der Gründung und Verankerung des DVET als eigenen Verband für Equality Tanzsport bietet sich die Chance, die Entwicklung bewusst zu steuern. In einer Umfrage des DVET unter den Equality Paaren wurden erstmals im Jahr 2012 Stimmungen, Meinungen und Ideen gesammelt, aus denen sich ein erheblicher Diskussionsbedarf sowie eine deutliche Unsicherheit zwischen den TänzerInnen zeigte: Soll sich der Equality-Tanzsport immer mehr innerhalb des gemischtgeschlechtlichen Tanzsports assimilieren, oder aus sich heraus eine eigene Bedeutung und ein eigenes Profil erlangen. Der DVET will sich mit diesem Papier in diese Diskussion einmischen.
2 Herkunft des Equality-Tanzsports
Der Tanzsport hat sich aus dem traditionellen Gesellschaftstanz und damit aus dem Bedürfnis von Menschen entwickelt, als Paar miteinander zu tanzen und zwar zu verschiedensten Gelegenheiten und zu ebenso unterschiedlichen Zwecken. Der Gesellschaftstanz diente traditionell neben dem tänzerischen Bewegungsbedürfnis zur Musik sozialen Zielen. So war das Paartanzen geschichtlich für lange Zeit die einzige Möglichkeit für junge Menschen einander in der Öffentlichkeit näher zu kommen, einander kennenzulernen und für Paare eine Möglichkeit körperliche Gemeinsamkeit in einem gesellschaftlich akzeptierten Rahmen auszudrücken. Beim Gesellschaftstanz konnte und kann es aber auch nur darum gehen, auf Musik mit einem Partner zu tanzen.
Das Recht zusammen zu tanzen war traditionell hauptsächlich gemischtgeschlechtlichen Paaren vorbehalten, die einzige allgemein akzeptierte Ausnahme waren auf Tanzveranstaltungen Frauenpaare, die aus Männermangel (z. B. nach den Weltkriegen, oder auf Seniorenveranstaltungen) zusammen tanzten. Ausgehend von der schwul-lesbischen Community hatte sich zunächst eine Socialdance-Szene für Equality-Paare (den Begriff gab es freilich in den 80er Jahren noch nicht) entwickelt. Erst aus dieser Szene heraus wurden die ersten Equality-Tanzturniere ausgetragen. Die ersten Veranstalter waren in der Regel schwul-lesbische Sportvereine, die sich um eine Tanzsparte erweiterten. Zunächst hatte sich der DTV gegen diese Turnierform gewehrt, und erschwerte über Jahre hinweg die Teilnahme von DTV-Tänzer_innen und Wertungsrichter_innen an EqualityTanzturnieren. Erst langsam kam es zu einer Annäherung des DTV an die Equality-Tanzsportszene und der Anerkennung der sportlichen Leistung sowie der Turnierform durch den DTV. Gleichzeitig entwickelten sich die Equality-Tanzturniere von einem eher gesellschaftlichen Szene-Event zu einem mehr und mehr sportlichen Event. Der Erfolg der Turniere bei Tänzer_innen wie Zuschauer_innen führte zu einer großen Breite von Equality-Tanzturnieren, die inzwischen nicht nur von traditionellen schwul-lesbische Sportvereinen, sondern auch von DTV-Vereinen veranstaltet werden.
3 Die Vielfalt des Equality-Tanzsports
Die Vielfalt des heutigen Equality-Tanzsports zeigt sich einerseits in der Herkunft der Paare: Die einen kommen ursprünglich aus dem Socialdancing, die anderen haben langjährige Erfahrung im DTVTanzsport und wieder andere starten relativ spät direkt mit dem Equality-Tanzsport. Unabhängig davon legen die Paare für sich einen unterschiedlichen Schwerpunkt: Die einen auf sportliche Professionalität, die anderen auf schönes Socialdancing und wieder andere auf individuellen Ausdruck mit Showelementen. Typisch sind auch die sehr unterschiedlichen Altersklassen in einem Turnier (nur in den großen Turnieren wird nach Hauptgruppe und SeniorInnen getrennt). Diese Vielfalt ist das, was für die ZuschauerInnen den Reiz ausmacht, für das Wertungsgericht aber eine erhebliche Herausforderung darstellt. Der DVET will allen Paaren – unabhängig von ihrer „Herkunft“ sowie ihrer persönlichen Schwerpunktsetzung - eine Heimat in den Equality-Tanzturnieren bieten. TrainerInnen, WertungsrichterInnen und Turnierausrichter können und sollten alle ihren Beitrag dazu leisten, um diese Vielfalt zu bewahren bzw. wieder zu entwickeln:
- Für die TrainerInnen ist es wichtig, auf die verschiedenen Erfahrungshintergründe aufbauen zu können und die individuellen Vorlieben zu unterstützen.
- Für die WertungsrichterInnen ist es wichtig, diese Verschiedenheiten zu verstehen und die – im Vergleich zu DTV-Turnieren – größere Vielfalt Wert zu schätzen.
- Die Turnierausrichter können einen Rahmen bieten, der allen Paaren unabhängig von der Klasseneinteilung das Gefühl gibt, gefeiert zu werden.
Die im DTV übliche Ausprägung des Tanzsports basiert auf eine gerade genau ein Jahrhundert alte Tradition und hat nach eigenem Bekunden der Protagonisten auch das Ziel, diese Tradition zu erhalten und weiterzuführen. Selbstverständlich ist die Erscheinungsform dieser Art des Tanzsports auch von den Regeln, Erfahrungen und Gewohnheiten aus der Vergangenheit geprägt und es gibt heutzutage immer wieder Reibungspunkte wenn es darum geht z. B. die Veränderungen im Geschlechterverhältnis umzusetzen.
Der Tanz gleichgeschlechtlicher Tanzpaare hat vom Bühnentanz abgesehen keinerlei Tradition und deshalb besteht einerseits die absolute Notwendigkeit und andererseits die Chance, die Bedingungen und „Regeln“ neu und adäquat zu formulieren. Da die Tanzsportszene an sich in der Gesellschaft ein Nischenbereich ist und der Equality-Tanzsport eine zwangsläufig noch kleinere Nische darstellt, hat die Vermeidung von Schablonen und festgefügten Bildern und damit von überflüssigen Zwängen eine große Bedeutung. Daran, dass wir verschiedensten TänzerInnen eine „Heimat“ bieten, zeigt sich die Zukunftsfähigkeit unseres Tanzsports.
Unabhängig von den genannten Herausforderungen im sozialen und rollenspezifischen Bereich, gibt es grundlegende Aspekte, die für Equality- wie DTV-Tanzsport gleichermaßen gelten. Zu diesen Grundlagen gehören das Figuren-Repertoire, die Tanztechnik sowie Trainingsmethoden, die sich auf der einen Seite aus der Physik (speziell der Körpermechanik) und auf der anderen Seite aus tanz- und sportwissenschaftlichen und pädagogischen Erkenntnissen ergeben. Auf diesen Erkenntnissen, die sich in der 100-jährigen Geschichte des Tanzsports entwickelt haben, baut auch der EqualityTanzsport auf. Die große Herausforderung für WertungsrichterInnen und TrainerInnen besteht jedoch darin, die Eigenheiten des Equality-Tanzsports auf der Basis dieser Grundlagen zu verstehen und herauszuarbeiten. Dabei gilt es insbesondere auch die Aspekte des DTV-Bereichs zu identifizieren, die für den Equality-Tanzsport nicht 1:1 zu übertragen sind.
4 Besonderheiten des Equality Tanzsports
Grundsätzlich tritt der DVET dafür ein, beim Equality Tanzsport eine inhaltliche Eigenständigkeit und Authentizität des Paartanzens gleichgeschlechtlicher Tänzer gegenüber dem DTV-Tanzsport zu erreichen. Der DVET will folgende Besonderheiten des Equality-Tanzsports mit seinen Aktivitäten unterstützten.
1. Equality-Tanzturniere im Spannungsfeld zwischen sportlichem Ehrgeiz und gesellschaftlichem Event
Die oben genannte Vielfalt im Equality-Tanzsport stellt Trainer_innen und Wertungsgericht vor unterschiedliche Herausforderungen:
- Für die Trainer_innen ist es wichtig, auf die verschiedenen Erfahrungshintergründe aufbauen zu können und die individuellen Vorlieben zu unterstützen. Dabei sollten die Trainer_innen die Paare unterstützen, ihren eigenen Schwerpunkt zu finden, indem sie vor dem Hintergrund der Erfahrung realistische Einschätzungen bieten können.
- Für die WertungsrichterInnen ist es wichtig, diese Verschiedenheiten zu verstehen und die – im Vergleich zu DTV-Turnieren – größere Vielfalt Wert zu schätzen. Das Wertungsgericht hat keine pädagogische Aufgabe beim Werten – dieses ist den Trainer_innen vorbehalten. D.h.: auch wenn Wertungsrichter_innen bspw. bei einem Paar befindet, dass die Showelemente gegenüber der tänzerischen Qualität überhand nehmen, darf alleinig die tänzerische Qualität bewertet werden, ein vermeintlich pädagogisch wertvolles „zurechtstutzen“ hat – im Sinne der Vielfalt des Equality Tanzsports – hier nichts zu suchen.
2. Flexible Klasseneinteilung/Sichtungsrunden als Herausforderung für Trainer_innen und Wertungsrichter_innen
Insbesondere die „Neulinge“ im gleichgeschlechtlichen Tanzen unter den Wertungsrichter_innen haben häufig Schwierigkeiten bei der sachgerechten Klasseneinteilung. Solange sich die Wertungsrichter_innen an ihre Erfahrung im Heterobereich richten, und insbesondere wenn das Equality-Tanzen von diesem Erscheinungsbild deutlich abweicht, fehlt ihnen häufig die Möglichkeit in der Kürze einer Sichtungsrunde den „gleichgeschlechtlichen Wertungsblick“ zu entwickeln.
Eine Herausforderung für die Trainer_innen ist es, die Paare für gänzlich unterschiedliche Klassen vorzubereiten – das betrifft die Anzahl der Tänze bis zu der Dynamik auf der Fläche. Es gibt zwar einzelne Paare, die auf eine Klasse abonniert sind, in der Regel jedoch tanzen die Paare je nach Tagesform und je nach antretender Konkurrenz in unterschiedlichen Klassen. Die Paare müssen im Zweifel ein/zwei Tänze mehr im Repertoire haben.
3. Bewertung von Frauen- und Männerpaaren
Viele Wertungsrichter_innen haben Schwierigkeiten bei der Bewertung von Männer- und Frauenpaaren nicht nur, wenn diese gemeinsam auf der Fläche stehen, sondern auch im Falle von getrennten Wertungen bei der Klasseneinteilung. Bereits öfters mussten die Frauen große D-Klassen oder den Wegfall der A-Klasse hinnehmen - trotz eines qualitativ ähnlichen Feld, wie bei den Männerpaaren. Viele Wertungsrichter_innen sind offensichtlich überfordert, die unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen (hier insbesondere die Größe) und das unterschiedliche Tanzen (bspw. Sportlichkeit vs. Eleganz oder Dynamik vs. Paarharmonie) adäquat zu werten. Wenn Frauen- und Männerpaare gemeinsam gewertet werden, werden häufig den Kriterien oberste Priorität eingeräumt, die den Männerpaaren mehr entgegen kommen. Ziel des DVET ist es, dass die Wertungsrichter zwischen Frauen- und Männerpaaren nicht nur im Vergleich werten können, sondern auch die Qualität der jeweiligen Felder für sich einsortieren können.
4. Das Aufbrechen traditionellen Rollen und Prinzipien des Tanzsportes
Da traditionell Männer mit Frauen getanzt haben, entwickelten sich die Paartanzformen nach den jeweils gültigen, gesellschaftlich verankerten Rollenbildern. Beispiel hierzu ist die prinzipielle Zuordnung der Führungsaufgabe an den Mann, der überdies üblicherweise größer, schwerer und physisch stärker war, bzw. zu sein hatte. Mit der fortschreitenden Veränderung des Rollenverständnisses von Mann und Frau werden diese Zuordnungen sogar im Tanzsport langsam entflochten, wobei der Tanzsport sich hierbei zeitlich immer eine Weile hinter der gesellschaftlichen Entwicklung her verändert. Im Equality-Bereich sind solch feste Zuordnungen von vorneherein unpassend, da zwei Partner des gleichen Geschlechts miteinander tanzen und sich die Aufgaben- und Rollenverteilung in jedem Tanzpaar nach den individuellen Gegebenheiten und o.g. Grundregeln entwickeln muss.
Und genau hier liegen auch die ungeheuren Chancen:
- Frauen und Männer die ihre Bewegung und Körpersprache nach ihren individuellen Möglichkeiten und Wünschen definieren
- Tanzpaare deren „innere Chemie“ sich natürlich entwickeln darf ohne letztlich unnötigen Formzwängen unterworfen zu sein.
Dies birgt Kreativität und Authentizität der tänzerischen Darbietung von vorneherein in sich. Es wird sich ein vielfältiges Bild von Rollenverteilungen auf der Tanzfläche finden:
- Paare, die sich dem DTV-Bild angleichen,
- Paare mit zwei „weiblich“ bzw. „männlich“ anmutenden TänzerInnen, sowie
- Paare, deren TänzerInnen keine Rollenzuordnung gerecht werden wollen. Der DVET unterstützt die vielfältige Interpretation von Rollenbei den einzelnen TänzerInnen im Paar.
5. Führungswechsel
Führungswechsel sind eine Besonderheit des Equality-Tanzsports, eine technische Schwierigkeit, deren tänzerisch gekonnte Erfüllung die tänzerische Wertigkeit eines Tanzpaares unterstreichen. Gleichzeitig bietet es beiden Tänzer_innen die Möglichkeit zu einem vertieften Begreifen und Verständnis von Führen und Folgen, jeweiligem Beitrag für die Balance im Paar sowie für die Physik von Dynamik. Trainer_innen sollten sich schon aus diesem Grund ihre Paare aktiv dahin führen, unterschiedliche Rollen zu tanzen und zu begreifen. Die Regelungen sehen allerdings keine Pflicht für einen Rollenwechsel vor, da es bspw. physikalisch wenig sinnvoll sein mag, wenn der größere, schwerere Körper vom kleineren, leichteren geführt wird (speziell im Standardtanz).
Für das Wertungsgericht liegt die Herausforderung darin, die erhöhte Schwierigkeit, die ein Rollentausch darstellt, entsprechend zu würdigen:
- Ein Paar, das Führungswechsel tanzt, besteht dem Grunde nach aus zwei Paaren. In der Regel ist in dem Paar eine Rollenverteilung die qualitativ hochwertigere, die andere qualitativ abfallend. Für die Wertung sollte insbesondere die „Regel“-Rollenverteilung als Grundlage dienen und die „andere“ Rollenverteilung bei guter Ausführung als „Plus“ bewertet werden und nur bei deutlich abfallender Ausführung als „Negativ“. Die Wertungsrichter_innen müssen in der kurzen ihnen zur Verfügung stehenden Zeit also deutlich mehr Paarkonstellationen als bei DTV-Turnieren bewerten.
- Während des Rollenwechsels entstehen öfters mögliche Fehler (bspw. Bruch in der Balance, in der Dynamik), die als zusätzliche Herausforderung für die Tänzer_innen mit „Nachsicht“ bewertet werden sollten.
6. Vielfalt bei der Kleidung
Eine Besonderheit im Equality-Tanzsport ist die bunte „Kleiderordnung“: Von Frack-Frack-Kombinationen, zwei kurzen Röckchen zu hin zu speziell auf das Equality-Tanzen neu entwickelte „Klammotten“. Unabhängig davon, ob eine Frauen- oder ein Männerpaar auf der Fläche steht, kann alles vorkommen. Einige Paare suchen dabei bewusst die Wiedererkennung zum, DTV-Tanzen andere Paare dagegen gehen offensichtlich mit individuellen Eigenkreationen gerade auf Abstand zum DTV-Tanzen. Für WertungsrichterInnen aus dem DTV-Bereich ist das häufig ein sehr ungewohnter Anblick – vielen fällt es offensichtlich leichter, ein Paar zu bewerten, das dem gewohnten Erscheinungsbild mehr entspricht. Der DVET dagegen unterstützt die Vielfalt, wie flache Schuhe bei Frauen Latein, Schleier oder hohe Absätze bei Herren Standard etc..
7. Wahlfreiheit bei Schritten und Figuren bei Wertungen sowie Lehre & Ausbildung
Während Wertungsrichter_innen und Trainer_innen bei DTV-Turnieren an Schrittbegrenzungen gewöhnt sind, und diese natürlich bei Wertungskriterien wie in die Trainingskonzepte berücksichtigt werden, ist die Wahlfreiheit für Schritte und Figuren eine wesentliche Besonderheit des EqualityTanzsports. Die Herausforderung der Trainer_innen besteht darin, gemeinsam mit den Tänzer_innen Folgen zu entwickeln, die der Erfahrung und dem Können der Paare entgegen kommt. Dabei kann es sinnvoll sein, als Trainer_in auf ein begrenztes Bewegungsvokabular bei Anfänger_innen hinzuwirken.
Für das Wertungsgericht ist es eine besondere Herausforderung, Paare auf der Fläche miteinander vergleichen zu müssen, die vollkommen unterschiedlich schwierige Folgen tanzen - nicht nur in den Sichtungsrunden sondern auch innerhalb der Klassen selber (Immer wieder kommt es vor, dass Paare mit C-Klasse-Folgen in der A-Klasse tanzen und umgekehrt). Das Wertungsgericht sollte in der Lage sein, eine unterschiedliche Qualität der Tanzpaare angemessen zu bewerten. Dabei darf nicht das Fehlen von Fehlern in einer einfachen Folge höher bewertet werden, als das gemeinsame Erarbeiten einer anspruchsvollen Folge. Andernfalls würden Paare mit einer einfachen C-Klasse-Folge sicherer in eine hohe Klasse gesichtet werden, als mit einer etwas schwierigeren Folge. Andererseits darf dagegen genauso wenig allein der Schwierigkeitsgrad der Folge für die Einklassierung ausschlaggebend sein. Bei der Bewertung sollten die Wertungsrichter_innen die Kombination aus Schwierigkeitsgrad und Qualität des Tanzens berücksichtigen.
8. Offene Turniere für alle
Grundsätzlich sind unsere Turniere offen für alle, die gleichgeschlechtlich tanzen wollen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Dabei erwarten wir jedoch von allen startenden Tänzer_innen, dass sie sich als Teil der Equality-Tanzszene mitsamt ihrer Wurzeln in der LGBTCommunity verstehen und sich entsprechend verhalten, dieser mit Wertschätzung begegnen und sich sportlich fair verhalten. Offen sind die Turniere auch für Paare, die ebenso gemischtgeschlechtlich tanzen und die sich kurzfristig zusammenfinden, bspw. weil die eigentlichen TanzpartnerInnen zum Turnier verhindert sind.
Für WertungsrichterInnen ist mit dieser Offenheit eine weitere Herausforderung verbunden, weil ggf. zwei TänzerInnen mit sehr unterschiedlichem Niveau miteinander tanzen oder zwei TänzerInnen, die zwar als EinzeltänzerInnen eine hohe Qualität mitbringen, aber diese nicht als Paar darstellen können. Eine Priorisierung der gemeinsamen Leistung des Paares gegenüber der Einzelleistung der einzelnen TänzerInnnen im Paar kommt in dem Sinne auch einer Wertschätzung der EqualityTanzszene gleich.
Verfasst vom: Präsidium und Sportausschuss des DVET
unter Mitwirkung von: Kerstin Kallmann, Dörte Lange, Anna Karina Mosmann, Ingeborg Petersen, Thorsten Reulen, Cornelia Wagner, Christian Roman Wenzel, Venka Michaela Zimmer
Stand: 16.05.2013
Download als PDF: Leitbild des DVET
Siehe auch:
Intersexuelle, Transgender oder Transsexuelle im gleichgeschlechtlichen Tanzturnier
Anfrage zu Same-Sex-Dancing bei-gemischten Turnieren (GOC) [pdf]