Vorabveröffentlichung aus dem Tanzspiegel, Ausgabe September 2008 mit Genehmigung des Tanzwelt Verlags
Zum ersten Mal in der Geschichte der Eurogames waren die Spiele in ein süd-europäisches Land vergeben wurden und etwa 5300 AthletInnen aus Europa und Übersee, unter ihnen viele TanzsporterInnen wollten sich in den 28 angebotenen Disziplinen messen und folgten der Aufforderung der Katalanen „Come South! Play with us!“.
Da in der Anmeldephase schon deutlich geworden war, dass die Uhren in Barcelona anders ticken, stellte man sich auf Überraschungen ein. So registrierten die Paare, die zum freien Training am Vortrag des Turniers gekommen waren ein wenig befremdet, dass der schmucklosen Turnhalle ein Fensterelement fehlte und somit ein riesiges Loch in der Fensterfront prangte. Da die Turnhalle allerdings ohnehin nicht über eine Klimaanlage verfügte, wurde diese Möglichkeit der Frischluftzufuhr von den Paaren dankend angenommen. Die drei Wochen zuvor kurzfristig eingesprungenen Organisatoren Petra Cernakova und Victor Buenavida setzten in der Nacht alle Hebel in Bewegung um die Halle doch noch zu einem adäquaten Austragungsort für die inoffiziellen Europameisterschaften im gleichgeschlechtlichen Tanzsport zu machen. Zu Beginn der Veranstaltung am nächsten Tag war die Halle geschmückt, das Fenster eingesetzt und den Klimaausgleich sollten drei große Ventilatoren übernehmen, die leider aber kaum etwas gegen die steigenden Temperaturen in der Halle ausrichten konnten. So schwitzen dann Zuschauer mit Teilnehmern und Wertungsrichtern in ihren Anzügen um die Wette. Auch die Zusammensetzung des kompetenten Wertungsgerichts verwunderte gestandene Equality-TänzerInnen, da lediglich am Freitag eine Frau eingesetzt war.Die Durchführung des Turniers selbst lag in den Händen britischer Fachleute mit deutscher Unterstützung und ließ kaum Wünsche offen. Dass am Ende Medaillen fehlten, ging auf einen Planungsfehler der Eurogames-Organisatoren zurück, andere Sportarten hatten darunter noch stärker zu leiden.
Die Höhepunkte des Turniers am Freitag waren die Finals der Männer Standard und Frauen Latein. Beide Finals zeigten außerordentliche Leistungen, die keinerlei Vergleich scheuen müssen. Eindeutige Siegerinnen wurde das schwedische Paar Karin Stjarnefyr und Jasmin Munteanu in ihrem letzten gemeinsamen Turnier. Die Equality-Szene verliert mit dieser Entscheidung der Beiden ein Ausnahmepaar mit Vorbildcharakter. Alle weiteren Plätze des Finales gingen nach Deutschland, wobei die Berlinerinnen ihre Vormachtstellung in der Latein-Sektion im Frauentanzsport deutlich zeigten.
Frauen A-Latein
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Karin Stjarnefyr & Jasmin Munteanu, Schweden
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Katrin Kern & Martina Weibel, D (Berlin)
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Nadine Dlouhy & Claudia Reger, D (Köln)
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Kristin Marunke & Tania Dimitrova, D (Berlin)
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Claudia Neidig & Ulrike Hesselbarth, D (Berlin)
Die Männer Standard zeigten gewohnt souveränes Tanzen auf höchstem tänzerischen Niveau in einer Neuauflage vorheriger Turniere. Die Reihenfolge der ersten drei Paare war die schon bei den Berlin Open Ende Juni Etablierte, in der sich Ungarn mit Deutschland zu gleichen Teilen mischt. Die Entscheidung des Wertungsgerichts ergab auch in Barcelona wieder den Sieg für die sehr ausdrucksstark und publikumswirksam tanzende deutsch-ungarische Kombination Pascal Herrbach und Gergely Darabos.
Männer A-Standard
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Pascal Herrbach & Gergely Darbos, D (Berlin)
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Detlev Müller & Horst Droste, D (Berlin)
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Balazs Gati & Csaba Csetneki, Ungarn
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David Wandt & Christian Wenzel, D (Düsseldorf)
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Alexander Diener & Ralf Stark, D (Lorsch)
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Jean-Marie Cuelenaere & Markus Merz, Luxemburg
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Andre Büchter & Ingo Luchtefeld, D (Greven)
Nach den Erfahrungen der TänzerInnen am Freitag kamen die Paare am Samstag mit Verpflegung, Getränken und Handtüchern bestens ausgestattet zum Turnierort, denn auch dieser Tag versprach sehr heiß zu werden. Glücklicherweise ließ sich dies auch von den Leistungen auf dem Parkett sagen.
In den geschachtelten Finals der Frauen A-Standard und Männer A-Latein waren außergewöhnliche tanzsportliche Highlights zu sehen, die das Publikum von den Sitzen rissen und die Halle in einen wahren Hexenkessel verwandelten.
Im Latein-Finale sah das Publikum erstmals Paare aus Ländern, in denen gleichgeschlechtliches Tanzen bisher unbekannt war. Auch in diesem Turnier gab das Siegerpaar nach dem Turnier das Ende der gemeinsamen Tanzkarriere bekannt. Ihr sportlich-kraftvolles und trotzdem künstlerisches Tanzen hat die Szene inspiriert und ihr neue Impulse gegeben.
Männer A-Latein
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Benjamin Martin & Silas Victor, Dänemark
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Willem de Vries & Jason Jacob, USA
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Pascal Herrbach & Gergely Darabos, D (Berlin)
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Jose Cuy Moreno & Oscar Yun, Spanien
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Julien Poli & Sylvain Angonin, Frankreich
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Dionysios Valmis & Ioannis Sourdis, Griechenland
Der Sieg bei den Frauen Standard ging völlig unangefochten und mit allen Einsen an das Paar, das diese Konkurrenzen weltweit beherrscht. Die Kölnerinnen Dr. Caroline Privou und Dr. Petra Zimmermann deklassierten auch bei den Eurogames wieder ihre Konkurrentinnen mit schnörkellos sauberem und kompakten Tanzen, dessen Qualität unbestritten ist.
Frauen A-Standard
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Dr. Caroline Privou & Dr. Petra Zimmermann, D (Köln)
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Sabine Karko & Stephanie Goj, D/GB
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Kerstin Hübner & Andrea Schlinkert, D (Berlin)
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Nadine Dlouhy & Claudia Reger, D (Köln)
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Cornelia Wagner & Kerstin Kallmann, D (Berlin)
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Daniela Klaumünzer & Raphaela Edeler, D (Bonn)
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Citabria Philips & Zoe Balfour, USA
Paare und Offizielle waren sich einig, dass auch dieses Familientreffen, trotz der Probleme im Vorfeld, wieder eine Reise wert war und verabredeten sich bereits jetzt für die beiden nächsten Großturniere, den OutGames in Copenhagen nächstes Jahr und den GayGames in Köln 2010.
Ergebnisse auf www.essda.eu.
Niels Menge, Köln