Berlin war schon immer der Ansicht, etwas ganz besonderes zu sein. Und auch im Equality-Tanzsport hat Berlin Geschichte – oder zumindest Geschichtchen – geschrieben. Die wichtigsten echt Berliner Meilensteine des Equality-Tanzsports geben einen Eindruck zu dieser Szene.
1983
Im Nachbarschaftshaus Urbanstraße bieten junge „Nachbarn“ ein erstes „freies“ Tanzangebot in Berlin an:„taktlos“ ist gegründet unter dem Motto „Tanzen entgegen Knigge und fester Rollenverteilung“, dieses ist unausgesprochen auch gleichgeschlechtlichen Paaren offen.
1988
„taktlos“ reagiert auf die Nachfrage und bietet berlinweit die ersten Tanzkurse für eine neue Zielgruppe an: schwule Männer tanzen ab sofort bei „Mann tanzt“.
1988
Christoph Neumann gründet mit „bebop“ die erste „kommerzielle“ Tanzschule, die sich explizit nicht den DTV-Regeln unterwirft. Gleichgeschlechtliche Paare werden zwar nicht direkt angesprochen, finden hier aber ein Zuhause.
1994
Ele Busch, Mitbegründerin des „taktlos“, gründet ihre eigene Tanzschule: „MAXIXE“, im Laufe der Jahre finden sich hier als TanzlehrerInnen besonders viele TänzerInnen von Equality-Turnieren.
1994
Ein sonntäglicher Tanztee mit Schlagermusik und Varieté-Auftritten beim Kreuzberger Kulturveranstalter “SO 36 e.V.” wird aus der Taufe gehoben. Anfangs gab es noch Kaffee und Kuchen, bald kam eine kostenlose Tanzstunde dazu. Danach gibt es Standard- und Latein-Tanzmusik und später am Abend Disco. Ursprünglich gar nicht als LGBT-Veranstaltung vorgesehen, erobert sich die Szene das “Café Fatal” im Handumdrehen. Die Leserschaft der „Siegessäule“ kürte das Café Fatal bereits mehrfach als „beliebteste Party“.
1996
Auf den Euro Games IV in Berlin werden Tanzturnieren für alle 10 Tänze sowie „Profi“-Turnieren für Standard und Latein ausgetragen. Tanzturniere sind nunmehr von den Euro Games nicht mehr wegzudenken. Diese Euro Games sind mit 3.400 AthletInnen aus ganz Europa schon halbprofessionell – wie auch die ganz eigenen Regelungen, die Christoph Neumann für das Tanzturnier definiert.
1996
Ulrike Albrecht (ehemals bebop) und Jojakim Balzer gründen ihre Tanzschule im Ballhaus „Walzerlinksgestrickt”. Diese Tanzschule zieht von Anfang an viele gleichgeschlechtliche Paare an.
1997
TänzerInnen in Berlin suchen eine professionelle Trainingsmöglichkeit für die nächsten Gay- und Euro Games, sie treffen bei der Tanzschule „Walzerlinksgestrickt“ auf offene Ohren: in Vorbereitung der Gay Games in Amsterdam wird dort eine regelmäßige Turniergruppe mit dem Trainer Glenn Wright angeboten, der für die Trainings regelmäßig aus London anreist. Auch der Sportverein „Vorspiel“ bietet in dieser Zeit Trainingsmöglichkeiten in einer Schulsporthalle in Prenzlauer Berg an.
1998
Kurz nach den Gay Games Amsterdam wird auf Initiative von Dirk Heidemann im DTV-Tanzsportverein btc (Berliner Tanzsportclub) im Wedding ein neues Angebot ausschließlich für gleichgeschlechtliches Turniertanzen unter der Marke “pinkballroom” ins Leben gerufen. Die TrainerInnen der ersten Stunde sind Dirk (Latein) und Gabriella Davis (Standard).
1999
„pinkballroom“ richtet kurz nach der Gründung gleich die ersten Berlin Open aus. Bereits beim ersten Turnier tanzen Frauen-und Männerpaare getrennt – ein absolutes Novum in der Equality-Tanzsport-Szene.
2005
Die ersten Deutschen Meisterschaften für Frauen- und Männerpaare werden in Berlin von pinkballroom Berlin ausgerichtet.
2009
Auf Initiative des Ballhaus „WalzerLinksGestrickt“ wird das „QueerDanceFestival“ erstmals ausgerichtet. In diesem präsentiert sich die Vielfalt der Berliner gleichgeschlechtlichen/queeren Tanzangebote seitdem (fast) jedes Jahr.
2012
Den DVET und damit den Equality-Tanzsport vertraten Caroline Privou & Petra Zimmermann (Frauen Standard) und Pascal Herrbach & Gilles Hoxer (Männer Latein) auf der DTV-Gala "100 Jahre Tanzsport in Deutschland". Im Berliner Admiralspalast wurde das Ereignis mit über 230 Mitwirkenden darunter vielen Welt- und EuropameisterInnen gebührend gefeiert.
2013
15 Jahre nach den ersten Berlin Open richtet pinkballroom bereits das zweite Mal eine Offene Deutsche Meisterschaft in Berlin aus. Das 15. Mal in Folge findet damit ein Equality-Turnier in Berlin statt!
2013
Mit der website GleichTanz.de versucht Günther Schön Licht in den unübersichtlich gewordenen Dschungel des queeren Tanzangebotes in Berlin zu bringen.
2014
Mit dem tsc richtigrum Berlin e.V. wird erstmals ein Tanzsportverein in Berlin gegründet, der sich speziell an gleichgeschlechtliche Paare richtet, aber auch DTV-Paaren offen steht.
2015
Erstmals wird mit Tania & Ines Dimitrova ein Equality-Tanzpaar offiziell in den Landeskader aufgenommen, genau genommen in den neu geschaffenen Seniorenkader Standard des LTV-Berlin.
Zusammengetragen von Kerstin Kallmann mit Unterstützung vieler TänzerInnen. Danke! Gerne nehmen wir Ergänzungen und Anregungen entgegen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Die Geschichte des Equality-Tanzsportes in Deutschland
- TEXT_AUTHOR Kerstin Kallmann